(010) Vom Schärfen der Axt, oder: Warum Praxisleitung behandlungsfreie Zeit braucht
Shownotes
Volles Buch, viele Patienten, wachsendes Team – wie kann der Rollenwechsel vom Behandler zum zahnärztlichen Unternehmer dennoch gelingen? In dieser Folge berichtet Dennis Skrubel (Forst 42, Brieselang), wie sich seine Entscheidung für den „behandlungsfreien Freitag“ (konkret: zehn Behandlungsstunden weniger pro Woche) als Gamechanger entpuppt hat.
Gemeinsam mit Maike bespricht er, was er in dieser Zeit konkret macht, wie er sie strukturiert und welche Vorteile für das Team und die Praxisentwicklung daraus entstehen. Außerdem gibt Dennis Auskunft darüber, was ihn lange davon abgehalten hat, Behandlungsstunden in der Praxis gegen Zeit für unternehmerische Arbeit an der Praxis zu tauschen. Spoiler: Im Rückblick würde er diesen Schritt deutlich früher gehen.
Es erwartet Euch ein lebhaftes Gespräch über Mut, Struktur und umsichtiges, potenzialorientiertes Gestalten.
Shownotes:
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Transkript anzeigen
00:00:00: Herzlich willkommen bei Dental Spirits, dem Podcast für alle, die sich für gesundes Praxiswachstum interessieren.
00:00:13: Dieser Podcast bietet dir Inspiration und ganz konkrete Tipps für die komplexen Herausforderungen
00:00:19: der wachsenden Zahnarztpraxis. Mein Name ist Maike Klapdor und heute haben wir einen ganz
00:00:24: spannenden Interview-Gast. Ich darf begrüßen, Dennis Skrubel. Hi. Dennis betreibt seit 2010 zusammen
00:00:34: mit seiner Frau Julia eine Zahnarztpraxis, Forst 42, 25 Kilometer westlich von Berlin. Und er ist
00:00:44: dort seit 2010 mit angestellten Zahnärzten/Zahnärztinnen auch aktiv, sechs
00:00:51: angestellte Zahnärzt*innen gehören zum Team. Da sind wir also mittendrin im profitablen,
00:00:56: gesunden Praxiswachstum, mit allem, was dazugehört, mit längerer Erfahrungsschulen. Insgesamt
00:01:01: eine Teamgröße von 45 Personen und seit 2012 haben wir auch einen Klassiker: Einzug ins eigene
00:01:08: Gebäude. Die Praxis hat sich erweitert, 600 Quadratmeter, acht Zimmer und dann, seit 2020,
00:01:15: reichte die Fläche nicht, weitere drei Zimmer dazu. Also all die schönen Themen, die Praxen im
00:01:20: Wachstum haben. Und ich freue mich sehr, Dennis begrüßen zu können und mit ihm heute ein
00:01:28: interessantes Thema aufzurollen, nämlich der Einstieg in die veränderte Führungsrolle. Ja Dennis,
00:01:34: wir beiden sitzen jetzt hier. Ich freue mich total. Danke, dass das so geklappt hat. Wahnsinn,
00:01:37: Wahnsinn, Wahnsinn. Ich bin auch gerade echt fast ergriffen, weil ich mich zurückerinnere an
00:01:41: den Moment, als ich deine Stimme zum ersten Mal gehört habe, nämlich auch in einem Podcast.
00:01:45: Da warst du zu Gast in einem Dental-Podcast und ja, das hat richtig Klick gemacht bei mir und ich war sehr
00:01:53: angetan. Wir sind ziemlich schnell in Kontakt gekommen, ich weiß nicht, ob du dich noch erinnerst,
00:01:57: und irgendwann saß ich in deinem IHK-Praxisleitungskurs und jetzt sitzen wir hier in dieser schwarzen
00:02:03: Kiste zusammen und können Erfahrungen austauschen. Ich freue mich tierisch. Danke, dass ich hier
00:02:09: sein darf. Ja, wunderbar. Dank ganz meinerseits. So, Dennis, heute ist Freitag und ich war ja letztes
00:02:15: Jahr, als wir uns kennenlernten, tief verblüfft, als ich hörte, der Dennis Skrubel bewegt da die Praxis
00:02:22: mit dieser Teamgröße und mit allem und behandelt tatsächlich noch 40 Stunden selber am Patienten.
00:02:28: Ich dann zu meinem Kollegen: "Da stimmt irgendwas nicht, lass uns nochmal checken." Er sagte:
00:02:32: "Doch, ich hab nachgefragt, er behandelt tatsächlich noch 40 Stunden am Patienten." So, jetzt haben wir
00:02:36: Februar 2025, wo wir hier den Podcast aufnehmen, und mit großer Freude höre ich: Es gibt diesen
00:02:44: behandlungsfreien Freitag seit einigen Wochen und da interessiert mich und natürlich auch unsere
00:02:50: Hörer und Hörerinnen brennend, was denn da so passiert ist für diese Entscheidung. Ja, ich glaube
00:02:56: zunächst muss man zurückgehen zu der Entscheidung, warum ich 40 Stunden gearbeitet habe. Ich habe ja
00:03:01: viel selber drüber nachdenken können, seitdem du mir diesen Gedanken mitgegeben hast, doch mal
00:03:07: darüber zu reflektieren, wie sinnvoll das ist. Es hängt viel mit dem Bewusstsein zusammen, "Bin
00:03:12: ich Zahnarzt, bin ich Unternehmer?" Ich glaube, vielen Kollegen geht das so, dass sie sich sehr stark
00:03:18: als Behandler, als Zahnarzt sehen und das Unternehmertum sich vielleicht nicht eingestehen wollen.
00:03:25: Das heißt, ich höre gerade raus, Unternehmertum sich eingestehen wollen, korreliert mit "wie
00:03:32: organisiere ich meine Woche"? Ja, und das korreliert auch so ein bisschen mit dem,
00:03:36: möglicherweise mit der Berufsdefinition, mit dem Berufsethos: "Warum bin ich hier,
00:03:42: warum bin ich da?" Ich will Patienten helfen, ich habe mich dazu entschieden, gute Zahnmedizin
00:03:48: zu machen; in all ihrer Komplexität, die ja in sich schon jedem Mediziner viel abverlangt,
00:03:54: wenn man den Anspruch hat, eine gewisse Exzellenz zu erreichen. Von daher mischt sich das auch
00:04:00: häufig mit dem Thema, darf ich Geld verdienen in der Medizin? Also, da kommen ethische Aspekte
00:04:04: ins Spiel. Und ich erlebe das auch so im Gespräch mit Kollegen, dass häufig dieses Profitthema,
00:04:11: allein der Begriff an sich schon, mit spitzen Fingern angefasst wird. Von daher, glaube ich,
00:04:17: ist diese Unterpriorisierung von unternehmerischer Tätigkeit im Behandlungseiltrag so ein bisschen
00:04:23: gekoppelt mit diesem Auftrag, den man vielleicht da meint, in sich zu spüren. Und der ist primär die
00:04:30: Zahnmedizin. Da sind jetzt schon ein paar spannende Themen drin. Also dieses "Profit", das heißt ja,
00:04:34: du hast jetzt den Freitag, richtig, hast du dir frei organisiert. Genau. Wie viele Stunden
00:04:39: behandelst du jetzt weniger am Patienten pro Woche? Das sind so gut zehn Stunden weniger. Du hast
00:04:44: tatsächlich zehn Stunden freitags behandelt, ja? Genau. Das ist ja der Hammer. Zehn Stunden
00:04:48: erst mal überhaupt als Behandlungstag, das ist ja schon krass. Und dann der Freitag ausgerechnet
00:04:52: noch. Da denkt man sofort, wer war da bereit, noch dir zu assistieren am Freitag um 17 Uhr? Oder um 18 Uhr?
00:04:56: Gut, die Themen werden wir heute nicht aufrollen. Aber, betriebswirtschaftlich, wir sind ja immer auch
00:05:03: Freunde davon, das ganze komplex zu sehen. Und, heißt, du hast auf zehn Stunden und, deinen
00:05:10: Stundensatz verraten wir jetzt nicht, aber man darf sich vorstellen, dass der natürlich schon
00:05:14: beachtlich ist. Das heißt, du lässt jeden Freitag nennenswerte Summe Honorar liegen. Du lässt
00:05:20: sie nicht wirklich liegen, aber ich benutze jetzt mal diesen Begriff, um dich veränderten Aufgaben
00:05:26: zuzuwenden. Um genau was zu tun? Ja, um die vier Tage davor, im Prinzip mehr zu strukturieren und mir
00:05:36: mehr Zeit zu zugestehen, darüber nachzudenken und zu planen, wie muss ein Behandlungstag in
00:05:43: sich strukturiert sein? Also wir gehen viel mehr in die Analyse, was sind die effizienten Stunden in
00:05:49: der Praxis und was sind sie nicht? Und ich kann vielleicht gleich vorab verraten, dass die Entscheidung
00:05:53: für zehn Behandlungsstunden weniger sich prinzipiell fast überhaupt nicht in geringeren Umsätzen
00:06:00: auswirkt. Ja, das ist schon mal eine ganz wichtige Information, glaube ich, für unsere Hörer und
00:06:04: Hörerinnen. Also wir beobachten das ja seit Ewigkeiten, dass sehr lange an zu vielen Behandlungsstunden,
00:06:12: an eigenen, festgehalten wird, weil natürlich, dass so häufig auch der höchste Stundensatz auf
00:06:19: dem eigenen Platz erreicht wird, ihr seid etwas anders organisiert. Bei euch sind eben die Stunden
00:06:24: der Zahnärztinnen auch durchaus in der Range. Nur, was ist das? Was ist dieser Hinderungspunkt für
00:06:30: den Rollenwechsel? Also, oder andersrum gefragt, jetzt, heute Februar 2025, würdest du sagen, passender
00:06:38: Zeitpunkt, um eine Behandlungsstunden zu reduzieren? Ja, viel zu spät, definitiv. Um die Reise vielleicht
00:06:44: in a Nutshell kurz zu erläutern, dieses Modell "Großpraxis" ist mir in einer sehr kurzen, in
00:06:53: einem sehr kurzen Intermezzo in einer Großpraxis, in der ich angestellt war, bewusst geworden, dass
00:06:58: das überhaupt ein Modell für mich sein kann. Das hat mich damals sehr beeindruckt. Und in der Praxis
00:07:03: hat der Gründer und Eigentümer der Praxis selber roundabout 50 bis 60 Behandlungsstunden gehabt.
00:07:10: Oh, in der großen Struktur? In der großen Struktur. Das ist interessant. Ja, und der war tatsächlich von
00:07:15: montags bis sonntags in der Praxis, und um 21 Uhr hat er die Praxis verlassen – den Worten "Schönen
00:07:22: Nachmittag!". Und das hat mich beeindruckt und klar, das ist so eine Prägungsphase, du bist nach der
00:07:27: Assistenzzeit ja grün hinter den Ohren und guckst dir verschiedene Modelle an und ein Stück weit
00:07:32: hat mich diese Größe und diese Gruppendynamik fasziniert. Ich konnte mir gut vorstellen, dass
00:07:37: das etwas für mich ist und das einzig vorgelebte Rollenmodell war eben diese Selbstausbeutung,
00:07:42: dieses Leben in der Praxis. Du bist ja Familienvater und wir wissen ja nun alle,
00:07:48: dass wir auch private Zeiten brauchen, unabhängig von Familie, damit wir gesund bleiben können und
00:07:53: bei uns bleiben können. Das heißt, in dir hat dann irgendwann so ein Reflexionsprozess eingesetzt.
00:07:58: Absolut. Ja, zum einen werden natürlich auch Dinge aus der Not geboren. Wir haben als Familie
00:08:04: gemerkt, dass uns diese intensive zeitliche Belastung auf der einen Seite, und natürlich all die Themen,
00:08:12: die liegen bleiben im Bereich der normalen Arbeitszeit, die man mit nach Hause nimmt, die man mit an
00:08:17: den Esstisch nimmt, mit den Kindern, die man ins Wochenende nimmt. Die unternehmerischen Themen,
00:08:22: die fallen ja nicht weg, nur wenn man sie nicht angeht, sie verlagern sich einfach nur in die
00:08:27: private Freizeit. Und ich glaube, hier war es sehr wichtig auch mal zu der Erkenntnis zu kommen,
00:08:33: dass wir in der Praxis wirksamer sein können, wenn wir unternehmerisch arbeiten und uns Zeit
00:08:40: dafür nehmen, als wenn wir das in unseren eigenen vier Wänden zu Hause machen. Das bleibt natürlich
00:08:45: nicht aus, aber grundsätzlich, ja es macht irgendwann klick und du merkst, dass das auch
00:08:51: Teil deiner Arbeit ist, an deiner Praxisstruktur zu arbeiten oder auch einfach nur für dein Team
00:08:56: da zu sein. Ja, ich habe mal ein tolles Zitat gehört in dem Zusammenhang und ich bin so ein
00:09:02: Zitate-Mensch. Ich führe tatsächlich auch eine sehr gut gepflegte Liste, die ich mir auch sehr,
00:09:10: sehr häufig wieder durchlese, alle paar Monate. Jetzt hast du uns aber richtig neugierig gemacht.
00:09:14: Lass hören, Dennis! Also ich glaube, das kennen noch viele. Man sollte 80 Prozent der Zeit damit
00:09:21: verbringen, die Axt zu schärfen, wenn man vor hat, einen Baum zu fällen. Man ist definitiv
00:09:25: schneller fertig, wenn man gut vorbereitet ist bzw. die Arbeit, die man leistet, hat
00:09:30: eine ganz andere Qualität, wenn man sie vorher durchdacht und strukturiert hat. Man braucht
00:09:35: mitunter 20 Jahren, um auf so einfache, triviale Erkenntnisse zu kommen und ja, ich glaube,
00:09:40: da hast du mir auch den richtigen Impuls gegeben. Joah, wir werden wahrscheinlich ein kleines Rädchen
00:09:45: in einem großen Räderwerk gewesen sein, das in deiner stetigen Weiterentwicklung dann zum
00:09:50: passenden Zeitpunkt, glaube ich, wie auch immer, eine Funktion übernehmen konnte, bin ich auch dankbar
00:09:53: für. Jedenfalls, okay, also dieses Arbeiten an der Praxis, Axt schärfen, Stephen Covey hör ich
00:09:59: daraus. Richtig, genau. Genau. Jetzt mal ganz konkret: Der behandlungsfreie Freitag, also hat
00:10:05: Gründe, warum wir darauf so einsteigen, weil wir jetzt eben sehen, es fängt immer mit dem Freitag an.
00:10:09: So, jetzt hat man sich den behandlungsfreien Freitag eingerichtet, dafür, um die Axt zu
00:10:14: schärfen, um an den Strukturen zu arbeiten, was das jetzt noch genau ist, wollen wir auch gleich
00:10:18: hören. Nur, dann passiert das, ich erzähle das nur kurz, was wir immer wieder hören, dass dann
00:10:25: auf einmal so ein Patient, ah Herr Doktor, oder lieber Dennis, der konnte nicht anders, ich hab
00:10:30: den am Freitag jetzt mal, doch nochmal eben sind nur fünf Minuten, so und dann werden aus diesen
00:10:34: einen Patienten, werden dann irgendwann drei, und dann, schwuppsdiwupps, ich mach's jetzt kurz,
00:10:40: so latent von hinten, schleicht sich dann so eine Situation an, die am Ende dazu führt, dass der
00:10:45: behandlungsfreie Freitag wieder wegkippt. Ja, absolut, die Gefahr besteht. Ich erlebte es auch
00:10:49: in Ansätzen, jetzt gab es 1, 2. Obwohl ihr erst in der 7. Woche seid oder in der 8. Woche? Ja,
00:10:53: das ist dann die Ehefrau des befreundeten MKG-Chirurgen. Ah, ja, okay. Das heißt, diese VIP-Termine
00:11:02: oder so, die kriegen dann mal so einen schnellen Termin und da ist der Freitag dann auf jeden Fall das....
00:11:07: Ja, das kann ein Problem werden, aber ich habe ja Gott sei Dank meine tolle Praxismanagerin,
00:11:11: Dörte und die passt auf mich auf. Die verteidigt das System. Ja, die hat definitiv auch sehr
00:11:16: ein Auge auf mich und da bin ich super dankbar für. Dörte hat doch vermutlich auch schon vor
00:11:19: zwei Jahren gesagt, hey Dennis, hör mal zu hier, weniger behandeln, oder? Ja, Dörte und ich,
00:11:23: wir haben am selben Tag Geburtstag, im selben Jahr, wir sind quasi so Zwillinge im Herzen, ja und insofern
00:11:29: haben wir so ein paar Ähnlichkeiten, was den Hang zur Selbstausbeutung angeht. Ich glaube, sie weiß,
00:11:36: was ich meine, aber ich glaube, durch das Aufeinanderaufpassen sind wir da schon auf
00:11:41: einen ganz guten Track, aber Maike, ich glaube, so ein Punkt wäre für mich ganz wichtig, an der
00:11:44: Stelle mal zu ergänzen. Warum tut man das vorher? Ja, also was motiviert mich überhaupt, dieses
00:11:50: hohe Arbeitspensum, mir erstmal auf den Zettel zu schieben und ich glaube, das ist hier eine falsche
00:11:56: Vorstellung von Vorbildfunktion. Ich habe versucht, weil ich ja wusste, dass wir heute über das Thema
00:12:00: sprechen, mal zu reflektieren, warum ich das denn so spät erst erkannt habe und was mich motiviert
00:12:04: hat, vorher so viel zu arbeiten. Lass uns hören. Ja und ich glaube, das ist der falsche Glaube,
00:12:08: dass man meint, seinen Mitarbeitern damit Vorbild zu sein, dass man über die Grenze der eigenen
00:12:16: Kraft hinausgeht. In der Hoffnung, man würde bei den Leuten dadurch auch diesen Impuls des
00:12:20: Mitmachens auslösen. Ja, das funktioniert tatsächlich sogar ein Stück weit. Also wir haben diese
00:12:25: Leute in der Praxis, die bereit sind, nicht nur die eine, sondern vielleicht auch die dritte
00:12:29: Extrameile zu gehen. Dafür sind wir auch dankbar, das macht das Team auch stark und ich sage mal, in
00:12:34: Krisenzeiten, in schwierigen Phasen sei es Pandemie,
00:12:40: sei es wirtschaftlich schwache Phase der Praxis, kann man sich darauf sehr verlassen,
00:12:43: dass man auch mal die 1, 2, 3 Extrameilen geht. Es ist mehr so die Erkenntnis, was macht Vorbildfunktion
00:12:50: aus und dadurch, dass wir uns ja auch gerade in deinem Leitungskurs sehr viel mit diesen Themen,
00:12:57: Teamdynamik, intrinsische Motivation auseinandergesetzt haben, habe ich für mich feststellen können,
00:13:05: dass Vorbildfunktion auch bedeutet, den Leuten vorzuleben, dass man sich nicht selbst ausbeutet
00:13:12: und dass man Zeit verwendet, zu reflektieren und in sich zu gehen. Ja, wenn ich da mal eben einhaken
00:13:17: darf, Vorbildfunktion genau, ich kann das alles nachvollziehen, was du sagst, wo ich glaube,
00:13:22: wo noch ein Punkt liegt ist, wie ist Arbeit definiert in der Zahnarztpraxis und da haben wir
00:13:28: ja dieses Phänomen, "Ja, Chef arbeitet heute nicht." Was meinen die Menschen damit? Er behandelt
00:13:34: heute nicht am Patienten. Das heißt, was ist überhaupt Arbeit auf der Praxisinhaber-/
00:13:40: Praxisinhaberin-Position? Es ist natürlich entscheidend auch die Arbeit an der Praxis und
00:13:44: nicht die am Stuhl. Und ich glaube, die Bewusstheit gehört dann auch irgendwann dazu oder dieses
00:13:51: klarmachen: Leute auch, wenn ich jetzt hier nicht am Patienten arbeite, ich arbeite, und für uns alle
00:13:56: und für die Praxis und es ist im Zweifel auch anstrengender, als wenn ich jetzt, was weiß
00:14:02: ich, hier eine Brücke präparieren würde. Absolut. Und das hat ja viel zu tun mit einem
00:14:06: veränderten Rollenverständnis der gesamten Branche; für den Beruf des Zahnarztes, besonders
00:14:13: in einer Großpraxis, wobei ich die kleinere Praxis da gar nicht ausnehmen würde. Auch da ist ja die
00:14:19: Zeit am Unternehmen nicht unwichtig, ja. Aber die Anzahl der Aufgaben, also rein quantitativ
00:14:24: betrachtet, ist das natürlich durchaus eine Menge mehr in der Großpraxis. Und am Ende des Tages
00:14:30: ist es eine Frage des Wordings in der Praxis, ob das Team diesen Weg mit dir mitgeht. Also zu
00:14:37: erkennen, der Chef ist heute nicht im frei und lungert in der Praxis rum. Oder auf dem
00:14:42: Golfplatz. Oder auf dem Golfplatz, was ich nicht tue. Ja, was okay wäre, aber hat eben eine
00:14:46: Wirkung, ob ich Präsenztag habe in der Praxis und definierte Managementaufgabe mache oder ob
00:14:51: ich auf dem Golfplatz bin, ist jetzt ein Unterschied für die Praxis. Richtig, richtig. Und was,
00:14:56: was ich für mich definitiv sofort als Benefit festgestellt habe, ist, dass mein Team mich an
00:15:02: dem Management-Freitag, im Moment ist das unser Wording. Management-Freitag. Management-Freitag.
00:15:08: Das ist, ich sag mal, das Behilfswording, weil wir noch nichts besseres gefunden haben. Aber was
00:15:14: ich definitiv schon merke, ist, dass ich selbst gelöster bin an diesem Tag, wenn ich weiß,
00:15:19: dass nicht der Zeitdruck des Terminbuchs auf mich wartet. Und das macht was mit dem Team. Den
00:15:24: Chef auch mal entspannt, nicht gestresst, nicht seinem Zeitplan hinterherhechelnd wahrzunehmen. Und
00:15:33: das hat sofort eine Wirkung und du merkst, dass es Leute gibt, die auch sofort selber in einen
00:15:37: anderen Modus kommen. Das ist eine sehr, sehr positive Beobachtung. Genau. Und jetzt interessiert
00:15:41: uns auch natürlich, was du an diesem Freitag genau machst, wie du dich strukturierst, weil die
00:15:47: Tatsache, dass vielleicht auf einmal wieder Patienten da sind, so, die hängt ja auch damit
00:15:51: zusammen, dass der Tag womöglich keine klare Zeitstruktur hat, dass man denkt, man kann
00:15:56: da nochmal irgendwie eine Lücke kriegen. Und so, nur wenn Aufgaben für diesen Freitag klar
00:16:01: definiert sind, ist ja die Gefahr, dass da was anderes rein drutscht, auf jeden Fall reduzierter.
00:16:07: Absolut, absolut. Und kannst du uns einen Einblick geben, wie du deinen Freitag jetzt strukturiert
00:16:12: hast, also in diesem veränderten Rollenverständnis, was du für dich erarbeitet hast? Also genau,
00:16:17: was du sagst, sehe ich genauso. Wenn das Terminbuch da einfach nur leer ist an dem Tag, dann ist
00:16:22: das schnell gefüllt. Das heißt, man muss sehr schnell dafür sorgen, wenn man so eine
00:16:26: bewusste Entscheidung trifft, dass das Terminbuch wieder voll ist, aber eben nicht mit Patienten.
00:16:29: Wie sieht das, jetzt mal Terminbuch, also, wie sieht euer Terminbuch aus für Dennis Skrubel
00:16:33: an diesem Freitag? Genau. Wir haben ein strukturiertes Konzept für Gespräche, für Teammeetings,
00:16:40: für Teamleitermeetings. Die sind auch eingetragen tatsächlich dort, ja? Die sind eingetragen,
00:16:44: sowohl im Praxiskalender als auch im privaten Kalender, als auch bei uns im Medikit, da werden
00:16:49: wir vielleicht später nochmal drauf zu sprechen kommen. Und dadurch ist die Tagesstruktur,
00:16:54: ist der Tagesplan ja schon langfristig festgelegt. Damit ist für dich auch klar, ich bin in
00:16:59: der Praxis, ne? Also, jetzt gut, danke, dass du heute hier bist. Also, du bist in der Praxis,
00:17:04: du machst Präsenzleistung. Absolut, genau. Und das spüre ich auch, da gibt es eine hohe
00:17:09: Affinität, hinzufahren, einfach um die Praxis mal selbst als Chef aus einem anderen Blickwinkel
00:17:13: zu genießen, ja. Es geht darum, sich vielleicht auch mal morgens um acht selbst ins Wartezimmer
00:17:19: zu setzen und zu gucken, wie wirkt das auf mich? Ja, ich würde sagen, ich habe das über
00:17:22: zehn Jahre nicht getan. Ich kannte mein eigenes Wartezimmer nicht, weil es immer gleich ins
00:17:26: Behandlungszimmer ging. Das heißt, man nimmt sich auch vollkommen essentielle Perspektiven
00:17:32: auf das eigene Unternehmen, wenn man nur aus dieser einen Rolle heraus agiert, ja.
00:17:37: Welche Struktur, also du, ich höre raus Teammeetings natürlich, wahrscheinlich Coachinggespräche, wird
00:17:43: an anderer Stelle in dieser Podcastreihe nochmal kommen, zahnärztliches Coaching, das gehört
00:17:46: natürlich auch in solche Zeiten, muss nicht unbedingt der Freitag sein, aber ist eine
00:17:49: wichtige Aufgabe, dass an anderer Stelle, jetzt nur: Strukturausbau. Ganz genau. Ich weiß,
00:17:55: du bist so ein Strukturfreak, zumindest habe ich dich so wahrgenommen, und, kannst du uns
00:17:59: sagen, was so deine letzten zwei, drei Projekte waren, die du dank der Zeit am Freitag jetzt
00:18:04: auch nach vorne schieben konntest? Ja, das ist eine ganze Menge. Wir haben uns mittlerweile
00:18:08: auch sogar strukturiert, unsere Projekte nicht schnell in der Mittagspause in den Raum zu werfen
00:18:14: und das Orga-Management-Team damit zu belasten, sondern wir haben unsere Projekte, unsere Projektinteressen,
00:18:25: mittlerweile sehr gut in einer Co-Working-Applikation gebündelt, sodass wir uns zum nächsten Überblick
00:18:32: darüber machen, welche Ziele wollen wir erreichen, was sind die großen, was sind die großen Goals
00:18:37: und was sind denkbare Wege, die zu erreichen. Das heißt, wir sammeln Projekte, von denen wir
00:18:43: überzeugt sind, dass sie uns strukturell weiterbringen können. Das können Digitalisierungsprojekte sein,
00:18:48: das können... Ganz, ganz konkret, was war dein letztes Digitalisierungsprojekt oder welches,
00:18:54: was dich gerade befasst? Also das letzte erfolgreich abgeschlossene Digitalisierungsprojekt war
00:19:01: die Co-Working-Plattform zu implementieren, das ist bei uns awork, wo wir, was wir im
00:19:07: Prinzip als Kanban-Board und als auf Track bleiben... Für das Führungsteam? Für das Führungsteam, genau. Hier sind nur vier,
00:19:15: fünf Leute in dieser Plattform, genau, nur der engste Führungskreis. Dann hattest du, glaube ich,
00:19:23: auch rund was um Terminierung, hattest du, als wir mal sprachen, hattest du was ganz spannendes
00:19:28: gemacht? Genau, wir haben uns über Terminbucheffizienz unterhalten und haben festgestellt, dass wir
00:19:36: als quasi Großpraxis, Familienpraxis dazu neigen, dass Terminbücher sehr unstrukturiert, im Prinzip
00:19:44: per Zufall zusammengewürfelt werden. Das heißt, es gibt keine klaren Regeln darüber, wann kommt
00:19:51: der Schmerzpatient, wann kommt die Präp, wann machen wir die Kontrolldurchsichten und allein hier
00:19:56: zu sagen, wir brauchen da einen Fokus, bestimmte Tage für bestimmte Leistungen, Tage, in denen ich
00:20:02: mehr in einem Beratungsmodus, in einem Kontrolldurchsichtsbefundungsmodus bin, allein das hat uns
00:20:07: ziemlich viel weitergebracht, weil es die Tage besser strukturiert, weil es natürlich auch
00:20:11: Effizienzen schafft, wenn du nicht zwischen den verschiedenen Behandlungsthematiken hin und
00:20:15: her springst. Wenn man dann wirklich diese Zeit hat, die definitive Zeit jede Woche für Management,
00:20:21: hat natürlich sowas, wo man denkt, ja, wieso, ne? Also jetzt hier, Dennis Skrubel so, das hatten die
00:20:26: noch nicht so stehen? So. Ihr werdet das stehen gehabt haben, es wird wahrscheinlich wieder was
00:20:30: wegkippt sein und dann auf jeden Fall ein haltbares System rund um Terminmanagement mit all dem,
00:20:34: was ja Effizienz organisiert, was auch für die hohen Stundensätze sorgt hier am Ende,
00:20:39: das haltbarer zu machen. Da, vermute ich, ist auf jeden Fall der Zusammenhang zu dem,
00:20:44: was du eingangs sagtest, dass auf jeden Fall keine Honorarverluste erkennbar sind, weil
00:20:49: dieses Zusammenwirken, deine Arbeit führt zum Strukturausbau, der dann wiederum dazu führt,
00:20:53: dass Effizienzen steigen. Also so ist ja die Wirkungskette, richtig? Ich will es mal so sagen,
00:20:58: wenn du keine Struktur oder eine unausgegorene Struktur in deiner Praxis hast, bist du häufig
00:21:05: in einem Modus, den würde ich als Kompensationsmodus bezeichnen, wenn du weißt, was du am Ende dabei
00:21:11: raus haben möchtest, wenn du weißt, wo du hin willst, aber einfach vergisst, die Axt zu schärfen,
00:21:17: musst du halt doller gegen den Baum schlagen, bis du Schwielen hast. Und wenn du strukturiert an
00:21:22: die Sache rangehst und sie vorher planst und weißt, wie du dein Ziel erreichst, dann bist du
00:21:28: definitiv in deinem Arbeitsalltag mehr im Flow. Und Leichtigkeit ist so einer der Begriffe,
00:21:34: denen wir 2024 eingeführt haben, als eines unserer Unternehmensziele, was auch so klar
00:21:39: formuliert wird. Und das, finde ich, bist du heutzutage einem Hochleistungsteam auch
00:21:47: schuldig, dass sie zwar auf einem extrem hohen Niveau arbeiten, auch funktionieren im System, aber
00:21:54: dass sie die Chance bekommen, das mit einer gewissen Leichtigkeit zu tun, denn dann schafft man
00:22:01: das auch über sehr, sehr viele Jahre und ist ziemlich glücklich dabei. Ich würde von unserer
00:22:05: Praxis behaupten, dass wir sehr, sehr glücklich sind. Das wird uns zumindest gespiegelt, wenn
00:22:09: Leute reinkommen. Und ich merke diese Leichtigkeit zunehmend auch bei mir als Unternehmer, je mehr
00:22:15: ich mir eingestehe, dass ich Unternehmer bin und nicht nur Zahnarzt. Vielleicht noch ein Punkt zu
00:22:23: diesem Grundkonzept, diesen anderen Blickwinkel auf die eigene Praxis zu bekommen, in dem nicht
00:22:28: nur Patienten behandelt werden. Und wir haben ja bei uns das Konzept, dass wir sechs Tage in der
00:22:33: Woche auf haben und auch nicht mittags zumachen. Wir sind von Montag bis Freitag zwölf Stunden
00:22:38: durchgängig da und wir sind Samstag bis 14 Uhr durchgängig da. Also diese Unterbrechungslosigkeit,
00:22:44: die macht was mit uns allen, nicht nur mit mir selbst als Praxiseigentümer, weil im Prinzip die
00:22:50: Reflektionszeit, das Insichgehen, das Innehalten, das Neubewerten fehlt. Und wir haben jetzt schon seit
00:22:57: letztem Jahr nicht nur jetzt mir diesen Freitag eingeräumt, sondern wir haben einmal im Quartal
00:23:03: für das gesamte Team einen Tag, den nennen wir Re-Orga-Day. Das ist der Tag, wo wir uns
00:23:08: reorganisieren, wo wir reflektieren, wo wir uns externes Coaching reinholen, wo wir selbst
00:23:16: unsere eigenen Prozesse miteinander trainieren und aufdecken, wo sind wir ineffizient, wo vergeuden
00:23:22: wir Energie und Zeit, wo geht es uns nicht leicht von der Hand? Und das ist eigentlich auch ein
00:23:26: extrem großer Hebel gewesen für das gesamte Team. Einfach mal durchatmen, Pause machen,
00:23:31: in sich gehen, den eigenen Prozess bewerten und sich dann auch trauen, Dinge grundsätzlich in
00:23:36: Frage zu stellen, die vielleicht vollkommen ineffizient sind. Also im Grunde die Analogie,
00:23:40: dieses 80 Prozent Axt schärfen, jetzt dann nur für das Team. Ganz genau. Ja, sehr interessant.
00:23:45: Ja, es geht im Wachstum ja immer um die Lenkung von Investitionen. Ich hoffe, das ist heute klar
00:23:50: geworden, dass eine riesige Investition immer die Zeit des Praxisinhabers, der Praxisinhaberin ist,
00:23:55: womit verbringe ich meine Stunden. Und ja, dankbar bin ich für deine Einblicke, lieber Dennis.
00:24:01: Natürlich, abschließend interessiert mich, wann kommt denn die nächste Reduzierung von
00:24:06: Behandlungstunden? Ist die schon im Blick? Ich wünsche mir noch einen zweiten Tag für
00:24:11: mein Team da zu sein. Ja, die ist auch schon im Blick. Ja, genau. Ich habe nämlich gerade gedacht,
00:24:17: kann man sich trauen zu fragen oder nicht, aber verrätst du uns, wann das passiert? Also ich denke,
00:24:22: es braucht, langfristig braucht es einen zweiten Tag. Zweites Halbjahr oder ist es jetzt noch nicht
00:24:28: so konkret? Das ist schon sehr, das wäre noch ein Stück weit zu konkret, aber ich glaube,
00:24:31: 2026 spätestens wird das so sein. Aber dafür macht mir das Behandeln auch noch ein bisschen zu viel
00:24:38: Spaß, so lange strukturiert ist. Ja, und das Führungsteam wird ja auch ausgebaut und insofern... Absolut, genau.
00:24:43: Man muss dann ja auch nicht alles selber machen. Das stimmt, genau. Die sind ja gerade bei euch und
00:24:49: sind sehr glücklich damit. So, ganz wunderbar. Vielen Dank, lieber Dennis, für diesen Austausch.
00:24:54: Liebe Hörer, liebe Hörerinnen, ich hoffe, ihr konntet einiges mitnehmen und wir freuen uns aufs nächste Mal. Ciao.
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