(017) Von 12 auf 70 Köpfe im Team – Dr. Frank Hettenhausen über Wegmarken und unternehmerische Innenperspektiven

Shownotes

Was braucht es, um gesund und stetig zu wachsen?

In dieser Folge gibt Pionier Dr. Frank Hettenhausen im Gespräch mit Maike Klapdor tiefe persönliche Einblicke in seinen persönlichen Weg vom Einstieg in die 12-Personen-Praxis vor fast 30 Jahren hin zur Mehrbehandlerstruktur mit 70 Mitarbeitenden. Anschaulich erläutert Frank, welche Wegmarken er gemeinsam mit seinem Praxispartner Dr. Norbert Dreyer gesetzt hat und was nachhaltiges Wachstum in der Zahnarztpraxis seiner Erfahrung nach wirklich braucht.

Es geht um echte Selbstreflektion, klare menschliche Werte und den Schulterschluss zwischen Inhabern zum Zeitpunkt sich verändernder Aufgaben- und damit auch Gewinnverteilung. Frank spricht auch darüber, wie es sich anfühlt, wenn Strukturausbau Fokus fordert und die Erkenntnis reift, dass der eigene Rollenwandel inklusive des Verzichts auf eigene Behandlungsstunden zum Erfolgsfaktor der Zukunft wird.

Ob Aufbau einer zweiten Führungsebene, einheitliche Therapiekonzeption oder die Bedeutung des strukturierten Onboardings angestellter ZahnärztInnen: Diese Folge bietet hoch aktuelle Impulse für alle, die gerade selbst auf dem Expansionsweg sind oder darüber nachdenken. Mehr noch: Sie macht Mut, groß zu denken und gleichzeitig zutiefst menschlich und vorausschauend zu handeln.


Shownotes: Alles zu unserer fundierten Ausbildung für die operative Praxisleitung gibt es hier: IHK-Zertifikatslehrgang Praxisleitung


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Transkript anzeigen

00:00:00: Herzlich willkommen bei Dental Spirits, dem Podcast für alle, die sich für gesundes

00:00:12: Praxiswachstum interessieren. Dieser Podcast bietet dir Inspiration und ganz konkrete Tipps

00:00:17: für die komplexen Herausforderungen der wachsenden Zahnarztpraxis.

00:00:21: Mein Name ist Maike Klappdor und heute bin ich hier im Podcaststudio zusammen mit Dr.

00:00:26: Frank Hettenhausen, eine absolut faszinierende Unternehmerpersönlichkeit und ich freue mich

00:00:33: sehr, dass wir heute die Zeit finden, lieber Frank, um über ein paar unternehmerische Dinge

00:00:38: und auch darüber hinaus zu sprechen. Herzlich willkommen.

00:00:41: Dankeschön, danke.

00:00:42: Ja, Frank, wir haben eben überlegt, wie lange kennen wir uns? Wir sind auf 8,5 Jahre gekommen

00:00:46: und ja, was dein Anlass war und überhaupt so, das werden wir sicherlich hören. Warum

00:00:52: sage ich faszinierende Unternehmerpersönlichkeit? Ihr könnt es an dem Titel unseres Podcasts

00:00:56: auch schon erkennen: Von 12 auf 70 Köpfe im Team. Das muss man erst mal machen. Die Praxis

00:01:03: ist im Städtedreieck so zwischen Bremen, Hamburg, Hannover und Zahnärzte am Mühlenende ist

00:01:11: der Name dieses faszinierenden Gebildes. Ja, und der liebe Frank ist so 30 Jahre, glaube

00:01:20: ich, oder? Sind sie es?

00:01:21: Knapp 30 Jahre, genau. Ja, 30 Jahre. Ja, damit lass uns auch direkt mal einsteigen. Also ich

00:01:26: freue mich, dass du hier bist und vielleicht magst du mal so sagen, was macht die Zahnärzte

00:01:30: am Mühlenende aus? Was waren die Wegmarken auch auf diesem faszinierenden unternehmerischen

00:01:35: Weg?

00:01:36: Das ist eine langjährige Entwicklung, eine ziemlich konstante Entwicklung, wenn man das jetzt

00:01:41: sieht über die ganze Zeit, also durchaus ziemlich kontinuierlich, da gab es nichts, nicht die

00:01:47: ganz riesengroßen Schritte, aber es gab natürlich dann die besonderen Momente da drin, die neue

00:01:55: Entscheidungen notwendig gemacht haben. Und das sind natürlich so die Knackpunkte, mache

00:01:59: ich das, mache ich das nicht und wie geht das eigentlich?

00:02:02: Ja, da ist der Spannungsbogen ja schon mal gut aufgebaut. Genau. Was waren die Knackpunkte?

00:02:08: Also zuerst mal zurück an den Start, am besten. Angefangen haben wir, nee, die Praxis gibt

00:02:13: schon sehr, sehr lange an dem Ort. 1996 bin ich nach Rotenburg gekommen und bin da eingestiegen

00:02:21: in die Praxis meines bis heute langjährigen Partners und guten Freundes, Visionär und

00:02:28: Herzensmensch Norbert Dreyer, der damals diese Praxis geführt hat. Kleines 50er-Jahre

00:02:36: Einfamilienhaus, da waren wir damals drei Zahnärzte, vier Behandlungszimmer, zwei Prophylaxekräfte,

00:02:43: schon am Start und es platzte aus allen Nähten. In meiner Vorgeschichte war es so, dass ich, es

00:02:50: war nicht meine erste Station; vorher war ich in Bremen tätig, ganz spannende Station,

00:02:55: weil ich dort in einer Praxis tätig war, wo ich gesehen habe, wie ich mir das am liebsten

00:03:01: nicht vorstelle. Oh ja, Kontrasterfahrung.

00:03:05: Absolut wertvoll, ja, genau. Und dann war mir danach klar, als ich wusste, da muss ich jetzt

00:03:10: wieder weg. Ich will was anderes, da war mir der Ort relativ wurscht. Ich wusste doch nicht,

00:03:16: so genau wo Rotenburg ist. Da war mir der Ort relativ wurscht, Norddeutschland sollte

00:03:21: es schon sein, da bin ich irgendwie verwurzelt. Aber was mir wichtig war, waren möglichst

00:03:28: optimale Arbeitsbedingungen.

00:03:29: Die du jetzt in zwei, drei Stichworten vielleicht kurz benennen könntest für uns.

00:03:34: Also das, was ich in Bremen gesehen habe, hat mich ein bisschen erstaunt und was ich

00:03:38: im Studium gelernt hatte, das war was anderes. Und dann habe ich jemanden kennengelernt mit

00:03:43: dem Norbert, der in positivster Weise ein Zahnmedizinverrückter gewesen ist. So kam

00:03:49: er mir vor, der auch so richtig dafür gebrannt hat, in bester Weise. Und wir haben uns das

00:03:56: erste Mal gesehen, stundenlang getroffen und ich hatte mich schon woanders beworben und

00:04:01: verschiedene Stellen, Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Ich habe das alles abgesagt. Ich bin nirgendwo

00:04:05: mehr hingegangen. Ich wusste, das ist mein Platz.

00:04:07: So menschlich therapeutisch kommt jetzt bei mir an. Ist das das?

00:04:10: Ja, definitiv. Ja, genau. Da habe ich gedacht, das ist genau der Platz, weil da auch viel

00:04:15: Vision dabei war. Der Norbert hatte damals schon die Idee, eine Praxis neu zu bauen,

00:04:21: neu und groß. Und das hat mich natürlich gereizt, weil da war ja praktisch leere Platte und

00:04:27: darauf konnte man was entwickeln. Und da konnte ich selber Einfluss nehmen, darauf, wie ich

00:04:31: mir das idealerweise vorstelle.

00:04:33: Ihr wart sofort Praxispartner oder? Das ist ja so eine Zeit, wo man auch mit angestellter

00:04:38: Zahnarzt, das ging ja damals noch gar nicht?

00:04:39: Nee, das waren wir erst mal nicht. Ich musste nämlich noch den Rest meiner Ausbildungsassistenzzeit

00:04:45: damals zu Ende machen. Danach war dann die Entscheidung da, machen wir es oder nicht.

00:04:50: Das war ganz gut, weil wir uns kennenlernen konnten, weil wir dann genug Zeit hatten,

00:04:54: wirklich diese Entscheidung zu treffen, machen wir das zusammen oder machen wir das nicht

00:04:58: zusammen. Jetzt kann man sich leicht vorstellen, wir haben es zusammen gemacht. Und Ende 1997

00:05:05: sind wir dann tatsächlich auch umgezogen in dieses Gebäude. Das war dann eine ganz andere

00:05:09: Größenordnung. Da hatten wir dann elf Behandlungszimmer zur Verfügung und haben dann auch direkt

00:05:16: mit dem Start einen vierten Zahnarzt aufgenommen und sind dann losgelaufen. Es war damals sehr

00:05:21: viel leichter, jetzt Prophylaxekräfte zu entwickeln und anzustellen. Wir hatten ohnehin

00:05:27: die konzeptionelle Idee, dass Vorsorge Basis von allem ist, vernünftige Zahnmedizin muss

00:05:34: vorsorgen und nicht hinterherreparieren. Und deswegen ist die Prophylaxe doch sehr

00:05:40: schnell recht ordentlich und stark gewachsen. Die haben wir auch sofort in Begleitung von

00:05:44: einem Beratungsunternehmen richtig schön sauber aufgestellt, strukturiert – hat Spaß gemacht

00:05:51: und ist sehr erfolgreich geworden. Zahnärzte dazu zu nehmen war sehr viel schwieriger,

00:05:55: weil man damals ja die Zahnärzte direkt als Partner in die Sozietät aufnehmen musste.

00:05:59: Das hat sich Gott sei Dank geändert. Also Wachstum an der Stelle war ein bisschen schwierig.

00:06:04: War damals auch schon kühn, also wenn ich jetzt so höre, elf Behandlungszimmer, 1997,

00:06:10: auf dem platten Land, war schon besonders. Das war wirklich besonders und wir haben die

00:06:15: Zimmer auch nicht alle von Anfang an ausgebaut. Zwischenzeitlich haben wir tatsächlich auch

00:06:21: mal so Fantasien gehabt, dass wir vielleicht aus einem Raum einen Straßencafé machen können

00:06:27: oder das irgendwie vermieten an einen Friseur oder so was. Das war wirklich riesengroß und da war

00:06:35: schon klar, dass das eine Zeit brauchen würde, bis wir das mit Leben füllen. Aber irgendwie ist

00:06:40: die Zeit dann doch relativ schnell vergangen und wir haben uns dann ein paar Jahre später wieder

00:06:46: gefunden an einer Stelle, wo es wieder zu eng wurde. Wir hatten zu dem Zeitpunkt, das war 2014,

00:06:55: so eine Phase, wo wir gemerkt haben, die Unzufriedenheit im Team, die steigt. Irgendwas ist da,

00:07:02: es ist Sand im Getriebe. Wir stehen uns auf den Füßen rum. Wir hatten sechs Vollzeitzahnärzte und

00:07:08: einen noch in Teilzeit dabei. Wir hatten acht Prophylaxekräfte und insgesamt 30 weitere Mitarbeiter

00:07:15: schon. Es waren schon etwas über 40 Mitarbeiter zu dem Zeitpunkt da. Wir haben ein eigenes Labor

00:07:19: dabei gehabt, das muss man vielleicht dazu sagen. Aber das kann man sich dann vorstellen, wenn man die

00:07:23: elf Zimmer hat und dann im Schichtsystem; und uns war auch klar: Mitarbeiterorientierung. Wir wollten

00:07:30: nicht unbedingt den Samstag noch dazu nehmen. Wir wollten die Öffnungszeiten, die ohnehin schon

00:07:35: sportlich waren, wollten wir auch nicht beliebig ausdehnen. Das heißt, irgendwie muss man das

00:07:40: Thema lösen. Dann haben wir, was wir die ganze Zeit gemacht haben oder fast die ganze Zeit,

00:07:45: haben externe Beratung in Anspruch genommen und haben eine Potenzialanalyse gemacht.

00:07:52: Begleitend dazu haben wir selber eine Standortanalyse durchgeführt, haben uns angeguckt: Wie

00:07:57: sieht das denn aus, ringsherum in Rotenburg und Umgebung? Wie viele Praxen gibt es da? Wie viele

00:08:03: Alterspraxen gibt es da? Wie wird das in fünf Jahren aussehen? Wie wird das in zehn Jahren aussehen?

00:08:08: Wie viele von den Betreibern, von den Zahnärzten, werden denn sicher Nachfolger finden oder eben

00:08:13: nicht? Die Aussicht war, dass die Arbeit nicht weniger wird. Also wir hatten beständig einen

00:08:18: riesigen Zulauf an Patienten und dann war die Fragestellung einfach nur: entweder Vollbremsung

00:08:25: oder Vollgas. Gas ist rechts. Definitiv. Also die Entscheidung nachher, die ist überhaupt nicht

00:08:34: schwer gewesen für Vollgas, für Wachstum. Denn das ist begründet in unserem eigenen

00:08:40: Antrieb, sowohl in dem von Norbert als auch mir. Wir mussten ja nur die Frage stellen,

00:08:45: warum machen wir das überhaupt? Für wen ist das eigentlich? Was habt ihr denn jetzt konkret

00:08:49: gemacht? Kann ich vielleicht nochmal ganz kurz den Schritt zurückmachen, als wir gemerkt haben,

00:08:54: das rüttelt so ordentlich und die Unzufriedenheit ist groß. Da haben wir diese Entscheidung getroffen

00:08:59: und haben dann eine große Mitarbeiterversammlung gemacht. Haben die Leute dann mit auf die Reise

00:09:06: genommen. Denn diese Information überhaupt, dass wir das alle miteinander gleich wahrnehmen,

00:09:11: dass wir alle das nicht mehr schön finden und dass wir alle wissen, da muss jetzt was passieren.

00:09:16: Die war wichtig, um erstmal Ruhe reinzukriegen. Das heißt, ihr habt aber nicht jetzt mit dem

00:09:20: Team zusammen die unternehmerische Entscheidung getroffen, sondern ihr habt, ihr wusstet wohin

00:09:23: ihr wollt und habt dann quasi durch beteiligende Kommunikation mit dem Team die Perspektive

00:09:29: geschaffen und die Stimmung erhellt oder wie? Ja klar. So rum war das. Ja, genau so rum. Die

00:09:34: Entscheidung hatten wir getroffen. Es ging in erster Linie mal darum, dass wir diese negative

00:09:38: Stimmung einfach einfangen, dass wir kommunizieren, dass wir sagen, wir nehmen das genauso wahr,

00:09:44: und es geht uns allen gleich. Wir finden das alle nicht gut und wir wissen, es muss irgendwas

00:09:48: passieren. Dann haben wir genau dargelegt, welche Gedanken wir uns gemacht haben und wie wir dann

00:09:54: zu der Entscheidung gekommen sind, dass wir uns für Wachstum, und das hieß dann eben Neubau entschieden haben.

00:09:59: Wir haben zu der Zeit noch gedacht, dass das funktionieren wird, wie wir zu der Entscheidung

00:10:03: gekommen sind. Und dann war es ein Neubau? Ist ja kein Neubau meins Wissens, sondern... 

00:10:07: Nee, es ist kein Neubau gewesen. Das wäre zu schön gewesen. Wir hatten auch ein Grundstück,

00:10:12: das direkt neben dem des Stammhauses gelegen war. Wir haben allerdings dafür leider keine

00:10:19: Baugenehmigung bekommen, weil es ein Wohngebiet ist. Da hätten wir dann irgendwie 50 % noch irgendwie

00:10:25: privat nutzen müssen. Aber das wollten wir dann auch nicht. Nein, dann haben wir eine Alternativlösung

00:10:31: gesucht, weil es musste eine her und die haben wir dann auch sehr gut gefunden. Wir haben einen alten

00:10:36: Fahrradladen übernehmen dürfen. 200 Meter weiter an der gleichen Straße auf der anderen

00:10:43: Straßenseite, haben den komplett entkernt und umgebaut dann zu einem zweiten Standort.

00:10:49: Und das ist jetzt auch die aktuelle Praxiskonstellation, richtig? Also die Räume,

00:10:54: jetzt zwei Gebäude in einem 11-Zimmer. Und wie viel sind es in dem dazugekommenen dann,

00:11:00: in dem früheren Fahrradladen? In dem zweiten Gebäude sind das sieben Behandlungszimmer,

00:11:04: die dazugekommen sind. Allerdings haben wir dann in dem Stammhaus ein Behandlungszimmer

00:11:11: geopfert. Wenn man mal so eine Entscheidung trifft, ist das das eine. Dann aber nachher ins Detail

00:11:17: zu gehen, in die Umsetzung zu kommen. Das bedeutet, dass sich ganz viele Sachen ergeben. Das Ding,

00:11:23: das wächst unter den Händen dann. Es ergeben sich Notwendigkeiten. Ja, wenn ich mal eben unterbrechen

00:11:28: darf, es ist ja auch so, der Kapital ist am Ende ja auch nicht der Engpass. Alles Dinge,

00:11:33: sagen wir mal, die, man irgendwo beim Depot bestellen kann, wo man vielleicht auch... ein Immobilie, gut,

00:11:38: das ist nicht so einfach, was passendes zu finden. Aber am Ende: Erfolg, wissen wir ja,

00:11:42: ist nicht unbedingt mit dem Kapital begründet, sondern Menschen, Strukturen, Prozesse, Kultur.

00:11:48: Das sind ja alles so die Dinge. Und die habt ihr damals auch schon offensichtlich ja so

00:11:53: antizipiert, indem ihr das Team mitgenommen habt bei diesem zweiten großen Wachstumsschritt, ja?

00:11:58: Ja, klar haben wir das mitgedacht. Ja, sagst du so, das ist klar. Also das

00:12:02: ist ja jetzt vielen Praxisinhaber nicht so klar, dass das Team vielleicht auch bei so einem großen

00:12:07: Change, ist ja nichts anderes als ein Change, so Ängste, Widerstände, all das, was

00:12:11: da auftaucht, dass das mitzunehmen ist. Das macht so einen Bogen zu dem, was ich als großes Thema in

00:12:16: dem ganzen Zusammenhang auf jeden Fall auch erörtern möchte. Frank, deine persönliche Rolle. Also

00:12:21: jetzt, du als zahnärztlicher Unternehmer auf jeden Fall, geprägt, schon auch irgendwie von großen Visionen,

00:12:27: auch mutig. Jetzt, ist ja auch immer auch mit Investment und mit Geld und mit allem verbunden. Hat das zu

00:12:31: tun. Dein persönlicher Rollenwechsel, der jetzt damit so einherging. Wie würdest du

00:12:37: den beschreiben? Was ist das? Was ist heute anders als 1997? Ist komplett anders. Wenn ich das

00:12:44: kurz beschreiben soll, dann würde ich sagen, das ist eine Entwicklung gewesen vom Zahnarzt zum

00:12:50: Zahnarztunternehmer und weiter zum Unternehmerzahnarzt. Also die Schwerpunkte haben sich komplett

00:12:58: verändert. Es ist eine persönliche Entwicklung, eine Entwicklung in der Aufgabe, die ich dann

00:13:03: gesehen habe und auch annehmen wollte. Kannst du mal differenzieren? Also Zahnarztunternehmer und

00:13:09: Unternehmerzahnarzt. Also das ist der Wechsel. Das heißt, die prioritäre Position hat dann

00:13:15: den Schwerpunkt verändert. Was beinhaltet das? Als Zahnarztunternehmer habe ich diesen Unternehmerpart

00:13:22: mehr nebenbei gemacht. In der zusätzlichen Zeit, nach der Behandlungszeit und spätabends und

00:13:30: nachts und am Wochenende. Da würde ich gerne mal nachfragen, weil das unsere Hörerinnen und

00:13:35: Hörer bestimmt auch stark interessiert. Das heißt, du hast jetzt wirklich in diesem großen

00:13:40: Team schon auch mit dem zweiten Gebäude. Hast du noch Vollzeitbehandlungsstunden gehabt? Was

00:13:45: weiß ich, 35? Nein, das war genau der Zeitpunkt, als wir die Entscheidung getroffen hatten, dass

00:13:51: wir den nächsten Schritt tun. Da habe ich das erste Mal auf einen Behandlungstag verzichtet. Am Anfang

00:13:58: jeden zweiten Freitag. Dann wurde es irgendwann jeder Freitag, den ich dann rein für unternehmerische

00:14:06: Aufgaben, Praxisführungsaufgaben dann wahrgenommen habe. Das war ein mega großer Schritt. Das

00:14:13: klingt so einfach jetzt und das klingt so klar, aber das ist es nicht gewesen. Was ist da im

00:14:18: Frank im Inneren so vorgegangen? Was waren die Abwägungen? Das betraf gar nicht nur mich alleine,

00:14:24: sondern das ist ein Ding zwischen meinem Partner und mir gewesen. Es geht da um Rollenklarheit,

00:14:33: die vorher nicht so fest definiert war. Jeder hat den Teil Führungsarbeit gemacht, den er meinte,

00:14:39: dass er ihn halt gerade mal machen sollte. Das heißt Personalgespräche, so wie es gerade

00:14:45: anfiel? Personalgespräche habe ich schon überwiegend gemacht. Hat sich irgendwie gefunden,

00:14:51: wer dann welche Stärken hatte. Unglaublich aus heutiger Sicht, oder? Es funktionierte ja

00:14:57: offensichtlich irgendwie. Es funktionierte ja, ja. Funktionierte aber auch, weil wir einfach

00:15:01: wahnsinnig tolle und tolerante Mitarbeiter hatten. Das muss man auch wirklich sagen. Die haben

00:15:07: ja auch eine Menge ausgehalten mit uns. Die Identifikation, die Verbundenheit mit der Praxis,

00:15:12: die ist riesengroß. Wir haben heute noch ganz viele Mitarbeiter, die schon seit 20, 25, 30 Jahren

00:15:18: auch welche, dabei sind. Da muss ich auch wirklich sagen, muss ich denen total dankbar sein, dass

00:15:23: sie manchmal eben ihre eigenen völlig berechtigten Bedürfnisse hintenangestellt haben. Die kamen

00:15:29: manchmal und hatten irgendwelche Anliegen und trauten sich nicht mehr zu fragen, weil war ja schon

00:15:34: so spät und auch, nee, der hat ja sowieso so viel zu tun und, nee, kann ich irgendwann mal machen.

00:15:39: Und das hat dazu geführt, dass dann auch vielfach notwendige, sinnvolle Gespräche überhaupt gar

00:15:45: nicht stattgefunden haben oder erst mit wochenlanger Verzögerung stattgefunden haben und

00:15:50: Regelmäßigkeit ohnehin nicht da war. Also, so Sachen, die man heutzutage gar nicht mehr den

00:15:55: Mitarbeitern zumuten könnte. Richtig. Also, die Menschen würden kündigen. Richtig. Riesen Wandel.

00:16:02: Was ein wichtiger Punkt auch war, war eine Verabredung. Wir sind ja gleichberechtigte Partner

00:16:09: gewesen. Und jetzt, wie sieht denn das eigentlich aus mit einem Ergebnisanteil nachher? Das haben

00:16:16: wir so wie das früher völlig üblich war und normal war, eben auch nach Umsatzanteilen geregelt.

00:16:23: Also, das war nicht so, dass wir festgestellt hatten. Jeder bringt da irgendwie so unterschiedliche

00:16:31: Leistungen ein. Wann habt ihr das korrigiert oder wann habt ihr das angepasst? Das war in dem

00:16:36: Zusammenhang. Das war, ich meine, 2014. Da haben wir uns zusammengesetzt und haben gesagt, weißt du

00:16:41: was, die Aufgaben werden auch so unterschiedlich. Und das ist so wertvoll, der Teil der Arbeit,

00:16:46: der jetzt nicht am Behandlungsstuhl stattfindet. Das ist ja, dass in der Zahnarztpraxis Arbeit im ersten

00:16:53: Moment mal nur verstanden wird als die Behandlung am Patienten. Alles andere scheint keine Arbeit

00:16:57: zu sein. Interessant, was ja heute fast immer noch so ist. Ja, das ist glaube ich auch der Grund

00:17:02: dafür, dass es viele Leute nicht machen. Also, wir haben den Punkt gefunden, wo Norbert und ich

00:17:08: gesagt haben, weißt du was, egal was hier jetzt ist, wir beide, wir sind uns einig, jeder gibt

00:17:13: so viel, wie er kann. Und wir machen 50/50, egal. Also, alles ist Arbeit, was wir hier für die

00:17:19: Praxis tun. Also die Gewinnverteilung habt ihr geändert? Dann aus dem Honorarbezug hin,

00:17:23: dann 50/50, jeder. Das ist auch das, was wir jetzt so aus dem ganzen Erfahrungshorizont auf

00:17:29: jeden Fall zu raten, immer bei solchen Wachstumsprozessen. Da braucht es irgendwann eine Anpassung.

00:17:33: Gut und ihr seid gut damit gefahren. Du guckst mich jetzt auch ganz entspannt an. Also das hat

00:17:38: alles gut geklappt bis heute. Und es ist so, dass du dann dich konzentriert hast auf das

00:17:43: Unternehmerische, auf das, was jetzt dann auch mit Management, Führung, Personal hast du eben angedeutet,

00:17:49: hast du schwerpunktmäßig gemacht. Ich weiß jetzt, dass du auch gerne Führungsliteratur

00:17:53: immer gelesen hast und so. Das heißt, das hatte ich ja schon auch immer sehr fasziniert, glaube ich.

00:17:58: Das hat mich fasziniert. Ich habe ja auch Spaß am Gestalten. Das hat mich am Anfang ja auch

00:18:03: getriggert. Da war diese neu gebaute Praxis und da war Gestaltungsmöglichkeit. Und am Ende habe

00:18:08: ich schon auch diese große Lust, was wir da machen können, so gut wie möglich zu machen.

00:18:15: So was wie Teamleitungsstrukturen, auch Erweiterung des Führungsteams,

00:18:20: wann seid ihr das systematisch angegangen? Das ist ja das Thema Führungsspanne. Das haben wir

00:18:25: relativ früh schon auf dem Schirm gehabt. Der nächste Schritt war, das wir gemerkt haben. Wir

00:18:31: waren ja, hatten wir gerade kurz beschrieben, wir waren schon so um die 40 Leute da. Das ist auch

00:18:37: schon zu viel. Das funktioniert schon nicht mehr. Führungsspanne, eben für alle, die noch nicht so

00:18:42: viel damit zu tun hatten, das bedeutet, für wie viele Menschen ist eine Vorgesetztenperson zuständig.

00:18:47: Die reine Lehre sagt ungefähr 1 zu 7. In der Zahnarztpraxis haben wir die Beobachtung,

00:18:53: das mit dem 1 zu 7 klappt auch ganz gut, um da mal das Beispiel zu machen. Einem Team Behandlungsassistenzen,

00:18:58: wenn es jetzt so 15 Leute hat, 16, 2 Leute in die Teamleitung zu geben, wo dann Leute gesehen

00:19:05: werden in ihren Potenzialen, in ihren privaten Hintergründen in allem. Also so Führungsspanne,

00:19:10: meint dieses: Für wie viele Menschen bin ich dann zuständig. Genau, und da waren wir weit drüber.

00:19:15: Und das kann sich ja jeder vorstellen, wie sich das für alle Beteiligten anfühlen. Also sowohl

00:19:21: für mich als die führende Person, die das ja ganz gerne diese Ansprüche auch erfüllen möchte,

00:19:26: immer wieder merkt, ich kann das gar nicht. Das ist viel zu viel. Ich werde dem gar nicht gerecht.

00:19:31: Und auf der anderen Seite dann die, die ihre Ansprüche nicht erfüllt kriegen. Für die ist es

00:19:34: auch nicht lustig. Und da haben wir dann einen Schritt gemacht. 2007 war es, glaube ich, da haben

00:19:40: wir eine Praxismanagerin eingestellt als zweite Führungsebene. Das war der erste Schritt dahin.

00:19:45: Dann haben wir, weil wir die Prophylaxe ja schon recht gut strukturiert und aufgebaut hatten und

00:19:51: dass das größte Team war, haben wir auch da eine Teamleitung installiert. Ist es die,

00:19:56: die heute immer noch da ist? Nein, die war damals zwar auch schon da, hat aber damals noch nicht

00:20:02: die Teamleiterrolle gehabt. Wir sind gesegnet mit ganz tollen Personen im Team. Das ist eine

00:20:10: Riesenfreude, auch über die Jahre zu sehen, wie die sich dahin entwickelt haben. Seit wann habt

00:20:14: ihr wirklich die professionellen Teamleitungen für alle Bereiche? Für welche überhaupt? Vielleicht

00:20:19: kannst du das kurz skizzieren? Das ist tatsächlich dann entstanden, als dann der weitere Standort

00:20:25: dazu gekommen ist. Da war völlig klar, jetzt muss was passieren. So geht das nicht mehr,

00:20:29: weil wir ja angestrebt haben, diesem Patientenaufkommen, diesem Zustrom gerecht zu werden.

00:20:36: War klar, dass wir erstmal Räume schaffen und danach dann die Personen brauchen und die dann

00:20:42: dahin qualifizieren. Wir haben Teamleitungen für die Prophylaxe, für die Anmeldung, für die

00:20:50: Abrechnung, für das Labor. Für die Assistenz, da haben wir zwei, weil das anzahlmäßig das größte

00:20:58: Team ist. Azubi-Betreuung ist das nochmal separat? Ist separat. Haben wir auch. Wir haben uns immer

00:21:05: weiterentwickelt. Wir haben auch eine Kaufmännische Leiterin. Seit einigen Jahren, glaube ich. Seit

00:21:10: einigen Jahren, mit Personalverantwortung, also immer mehr qualifizierte Menschen, die dann jetzt

00:21:18: inzwischen nicht mehr Menschen betreuen oder führen. Auch eine ganz bewusste Entscheidung: Es wird

00:21:25: keinen dritten Standort geben. Also die Größe reicht. Und 70 Personen seid ihr ja auch schon jetzt

00:21:32: mehrere Jahre richtig? Ja. Hattet ihr ursprünglich reagiert auf den Patienten-Druck, dass ihr größer

00:21:38: geworden seid? Oder war da eher die unternehmerische Vision der Taktgeber? Nein, das war der Patientenzulauf.

00:21:45: Das war dieser Wunsch, wirklich für die Menschen in der Region eine Versorgung sicherzustellen. Wir

00:21:52: sind ohnehin ein Gebiet, das seit vielen, vielen Jahren, seit ich da bin, immer in der Unterversorgung

00:21:59: gewesen ist. Du weißt ja ganz genau, dass jetzt nicht beliebig viele Patienten auf einem Zahnarztplatz

00:22:05: passen. Das ist jetzt auch meine Frage. Wie ist es aktuell? Weil die Situation, die du

00:22:10: beschreibst, die ändert sich ja nicht. Und jetzt, ihr könnt ja die Praxis nicht immer größer machen,

00:22:14: sondern arbeitet ihr dann jetzt mit einem regulierten Patientenzulauf? Oder wie kriegt ihr das jetzt so

00:22:20: in den Griff? Ja, wir haben eine... Geht ihr anders auch gar nicht. Nee, geht nicht mehr anders. Das ist

00:22:24: auch das, was wir unternehmerisch immer empfehlen. Also wirklich die Praxisgröße, nicht dem

00:22:29: Patienten-Zulauf immer weiter zu überlassen, sondern irgendwann auch die ideale Praxisgröße zu

00:22:33: definieren und dann auch drin zu bleiben. Also quasi noch qualitativ zu wachsen. Ich meine es

00:22:39: nicht in therapeutischer Qualität. Also irgendwann einfach auch den Punkt zu finden. Was ich einen

00:22:43: interessanten Gedanken finde, ist, dass es nicht schwarz oder weiß sein muss. Also dass du nicht

00:22:49: sagen musst, Tore auf für alle und in beliebiger Anzahl oder Tore zu und keiner kommt mehr rein.

00:22:56: Sondern es gibt was dazwischen. Wir steuern wirklich ganz genau gucken, wie viele sind

00:23:00: jetzt dazugekommen. Wie viele Behandlerstunden haben wir denn eigentlich in den nächsten Monaten?

00:23:06: Wie viele Neupatienten können wir denn da überhaupt sinnvoll unterbringen? Genau, das ist ja so das

00:23:11: klassische Instrument. Das hatten wir glaube ich damals im Consulting auch entwickelt für euch.

00:23:15: Jedenfalls ist das die klassische Vorgehensweise, dass man den definierten Neupatienten-Slot dann auch

00:23:20: umsetzt, den erstmal ausrechnet und umsetzt und funktioniert ja auch gut. Das funktioniert sehr

00:23:25: gut. Jetzt nochmal einen Schritt weiter zu den Strukturen, Frank. Also du hast es jetzt über Personal

00:23:30: gesprochen. Die Teamleitungsstrukturen sind wichtig. Und jetzt mal rein von den Strukturen, in

00:23:34: der Orga, in der Verwaltung, in der Therapie. Also wenn man jetzt so viele Zahnärzte unter einem

00:23:38: Dach hat und jeder hat sein favorisiertes Füllungsmaterial und jeder weiß ganz genau,

00:23:43: wie viele PA-Vorbehandlungen es geben sollte und jeder möchte, CMD-Kurzbefund, ja der andere

00:23:49: nein, der dritte mag die PA-Behandlung nicht so gerne. Also so verschiedene Dinge, so therapeutische

00:23:54: Festlegungen, du nickst, wann habt ihr die gemacht? Auch direkt im Anschluss, als wir umgezogen

00:24:00: sind. 2016. 2016. Ganz bewusst gesagt so Leute, wir müssen bei der Größe jetzt unbedingt gucken,

00:24:08: dass unsere Prozesse gerade gezogen werden, dass wir ein einheitliches Konzept haben. Wenn du eine

00:24:14: Mannschaft hast, die nach unterschiedlichen Regeln spielt, dann wird die Mannschaft am Ende

00:24:19: wahrscheinlich nie als Sieger vom Platz gehen. Also da müssen schon alle wissen, wie die Spielregeln

00:24:23: sind. Man braucht Einheitliche, das macht diese diese Unsicherheiten im Team, das macht so das

00:24:30: Struggle in diesen Sand im Getriebe, reduziert das enorm, wenn du eine Klarheit hast. Also es ist

00:24:36: völlig klar geregelt, wie eine PA abläuft, was wird aufgeklärt, wann wird aufgeklärt, wie wird

00:24:42: vorbehandelt, wer behandelt vor, wie sind die zeitlichen Abläufe. Genau das gleiche ist, wie

00:24:48: gehe ich mit einem Neupatienten um, was passiert in der ersten Sitzung. Also das ist verschriftlicht,

00:24:54: das ist hinterlegt. Wer als Zahnarzt neu zu euch kommt, wird damit direkt in Kontakt gebracht. Ganz wichtig,

00:24:59: glaube ich, erstmal ist, dass wir das alle miteinander also uns committed haben. Wir haben das in

00:25:05: mehreren Tagen, in mehreren Workshop Sessions, haben wir das entwickelt, sind die Themen durchgegangen,

00:25:13: haben geguckt, wie ist jetzt der ist-Zustand, wie ist der ideale Soll-Zustand und haben uns dann

00:25:19: committed. Und das ist, glaube ich, ganz wichtig, damit es funktioniert. Nimm alle mit. Wenn alle

00:25:24: gesagt haben, jawoll, einverstanden, so machen wir es, dann gibt es auch keinen Grund mehr,

00:25:28: davon abzuweichen. Und jeder, der dann neu dazu kommt, der lernt es sofort so kennen. Das gehört

00:25:33: zum Onboarding dazu. Es ist auch ganz spannend, dieses Onboarding-Thema. Das zahnärztliche Onboarding

00:25:39: oder überhaupt das Onboarding? Das Onboarding insgesamt, ja, aber speziell das Zahnärztliche,

00:25:42: das meine ich jetzt gerade, weil die Zahnärzte, die neu dazu kommen, den juckt es ja immer in den

00:25:47: Fingern. Die wollen ja so schnell wie möglich an den Behandlungsstuhl und die wollen sofort loslegen

00:25:52: und haben am Anfang erstmal relativ wenig Verständnis dafür, wenn man sagt, hey, wir gucken

00:25:57: uns jetzt erst mal an, wie wir hier ticken, wie wir hier arbeiten, was wir hier machen, wie gehen wir

00:26:01: mit den Patienten um. Und überraschenderweise, hinterher sagen die alle, wow, toll, dass wir das

00:26:07: gemacht haben. Das ist vielleicht etwas, was fast das Wichtigste ist, dass du, wenn du jetzt Interesse

00:26:14: hast, Aufbau einer Mehrbehandlerpraxis, dass du dir klar sein musst, dass das eine Investition ist,

00:26:20: nicht nur in Räume, Immobilie, Geräte, Stühle, weiß der Geier was, sondern ganz besonders in Menschen,

00:26:29: in die Arbeit, die Strukturen aufzubauen, die Menschen mitzunehmen, die Menschen zu qualifizieren,

00:26:34: also Fortbildung, viel Zeit, so ein Team zu entwickeln bedeutet auch Vertrauensarbeit zu leisten. Das ist

00:26:41: vielleicht ein anderes Thema, was wir da aufmachen, aber da darf man sich nicht vertun. Und wenn man

00:26:46: dann versucht, eine Rechnung aufzumachen, und das passiert in den Köpfen ja ganz schnell, kann ich mir

00:26:52: das eigentlich leisten, wenn ich jetzt gerade investiert habe und eigentlich kann ich jeden

00:26:58: Euro gut gebrauchen und verzichte dann auch noch auf so viel Behandlungszeit. Macht das eigentlich Sinn,

00:27:03: das tut ja irgendwie auch ein bisschen weh, wenn ich so handle. Anders geht das nicht, wenn ich

00:27:08: diese Arbeit nicht mache, wenn ich dieses Investment nicht mitdenke und dann nicht leiste, dann habe

00:27:14: ich hinterher so viel Struggle, dann geht die Rechnung niemals auf. Das Ergebnis nachher, wenn ich

00:27:19: diese Arbeit nicht geleistet habe, bleibt so weit hinter dem zurück, wie wenn ich funktionierende

00:27:24: Strukturen habe, wenn ich ein funktionierendes Team habe, wenn ich zufriedene Mitarbeiter habe,

00:27:29: die richtig Bock haben auf das, was sie machen, und selber an den Praxiszielen mitarbeiten. Das ist

00:27:34: gar keine Frage, da gibt es auch für mich nichts zu diskutieren. Das ist der Weg, der funktioniert.

00:27:38: Ja, das mal so dann auch die Brücke so zur Reflexion, zu dem wirklichen Wachstumsprozess. Das

00:27:44: heißt, man gibt Geld ja aus für Personen und teilweise für Arbeitszeiten, jetzt Teamleitung

00:27:49: oder auch Personen, kaufmännische Leitung und Praxismanagement vorher, dann Investition in

00:27:54: die Reduzierung der eigenen Stunden. Es ist ja auch nichts anderes, als auf Einnahmen zu verzichten,

00:27:58: sodass das machst du ja in der Phase, wo genug andere Investitionen und Kosten und weitere

00:28:04: Kreditraten und so weiter schon hinzugekommen sind. Wir sehen das auch, in unserem Akademiebetrieb

00:28:09: und auch vorher im Consulting schon, dass das eine kritische Phase ist, wo wir uns wünschen würden,

00:28:14: dass auch früher eben in diesen Overhead, so nennen wir das mal, investiert wird, weil das, was man

00:28:20: gerne ernten möchte, kann dann umso großer sein, je früher oder je kraftvoller, je fokussierter in

00:28:25: diesen Overhead investiert wird. Würdest du sagen, dass ihr das rechtzeitig gemacht habt? Würdest

00:28:30: du, oder würdest du im Nachhinein sagen, oder jetzt aus 2025, da hätte man auch nochmal

00:28:36: anders vorgehen können? Ich habe Verständnis dafür aus heutiger Sicht, wie wir es damals gemacht

00:28:41: haben. Gleichzeitig würde ich aber sagen, dass man da gar nicht früh genug mit anfangen kann. Noch

00:28:48: besser wäre es gewesen, wenn wir es früher gemacht hätten, klar. Gleichzeitig kennst du dieses

00:28:51: Gefühl, oder das ist ja so ein Gefühl wahrscheinlich auch, dafür jetzt auch noch Geld ausgeben oder

00:28:56: was ist das? Ja, es fehlte aber auch diese konkrete Idee, wie es konkret umzusetzen ist. Das ist heute

00:29:04: wirklich anders, wenn du jetzt mal 15 Jahre zurück denkst, da gab es nicht so viele Angebote, nicht

00:29:10: so viele, wo du mal abgucken konntest, wo du mal jemanden fragen kannst, wie funktioniert das

00:29:14: eigentlich, das haben wir nicht so viele gezeigt. Großpraxis wart ihr ja einer der First Mover, ja,

00:29:17: natürlich auch. Also jetzt 2016 ging es natürlich schon los. Ja, wir waren ja vorher schon groß. Also

00:29:24: ich habe mich gesehnt, nach irgendwie anderen Beispielen mal zu gucken, wie machen die das

00:29:29: eigentlich, mal Vorbilder irgendwie finden, und die hat es aber nicht gegeben. Und insofern habe

00:29:35: ich noch ein bisschen Verständnis, aber mit dem Wissen von heute würde ich sagen, fang bloß so

00:29:39: früh an, wie es geht damit. Also mit diesem Strukturausbau. Und dann bedingt es ja auch,

00:29:45: dass es ja auch noch wichtig, wenn ich diesen Strukturausbau mache, brauche ich aber auch

00:29:49: eine gewisse Teamgröße und eine gewisse Umsatzgröße. Sonst geht das ganz ja auch nicht auf. Ja,

00:29:54: abschließend die Frage, was würdest du aus heutiger Sicht dem Frank von vor zehn Jahren empfehlen?

00:30:02: Gibt es da irgendwie so ein Tipp, das gerade schon ein bisschen in die Richtung ging? Ich würde in

00:30:06: jedem Fall sagen, fangen so früh wie möglich an, richtig gutes Führungswissen aufzubauen. Also

00:30:13: eigenes Führungswissen aufzubauen. Und das zweite, was ich wichtig finde, was ich ganz

00:30:19: wichtig finde, ist die Rollen-Klarheit. Da haben wir viel zu lange gebraucht, um das klar zu haben

00:30:24: miteinander. Also Norbert jetzt dein Mitinhaber und du, ich muss mal nachfragen. Genau. Es gibt in

00:30:29: so einer großen Praxis einfach bestimmte Rollen, die zu besetzen sind. Es gibt Aufgaben, die zu

00:30:34: erfüllen sind. Und möglichst frühzeitig klar zu haben, wer macht was, was ist dein Job und wie

00:30:41: viel Zeit kriegst du dafür, wie nutzt du deine Zeit sinnvoll und nicht immer im eigenen inneren

00:30:47: Kampf zu sein, eigentlich alles erledigen zu wollen und zu sollen. Und sich so rechtfertigen

00:30:52: zu müssen, auch dass die eigenen Behandlungsstunden irgendwie dann doch nicht mehr gehen, obwohl,

00:30:57: und so, ja. Frank, wir kennen uns jetzt lange und was mir immer aufgefallen ist schon, dass du, du bist

00:31:03: sehr bereit, dich wirklich mit deiner eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen, mit deinem

00:31:08: eigenen Anteil an der erlebten Lage, mit Selbstreflexion. Wo ich jetzt sagen würde, aus meiner

00:31:14: Perspektive, die hat schon auch einen gewaltigen Anteil an dem möglichen Erfolg einer unternehmerisch

00:31:21: geführten Praxis. Würdest du das, aber sag mal in deinen Worten, was oder was, was ist deine

00:31:25: Perspektive dazu? Das ist jetzt eine Erweiterung von Rollen-Klarheit. Ja, also du, dieses, dieses

00:31:31: Reflektieren ist ja die Voraussetzung dafür, dass du selber kapierst, welche Rolle du in dem

00:31:36: Ganzen da spielst und diese Führungsrolle in diesem großen Team zu haben bedeutet, also

00:31:44: es ist zumindest mein Verständnis, dass du bereit sein musst, dich selber ziemlich zurückzunehmen,

00:31:50: dein Ego klein machen, damit andere glänzen können. Also so führen auch als dienende Aufgabe.

00:31:57: Unbedingt. Ja, unbedingt. Und das bedingt dann schon ein gewisses Aufgeräumtsein mit sich selber,

00:32:03: oder? Das geht nicht anders. Und das ist auch so was. Wenn jetzt jemand überlegt, ob er eine große

00:32:11: Mehrbehandlerpraxis anstrebt, dann sollte er durchaus mal in sich gehen und sich fragen,

00:32:18: was ihm wichtig ist, wie er tickt, was er selber braucht. Wenn ich tatsächlich derjenige bin,

00:32:24: der gerne im Rampenlicht steht, der gerne die ganze Anerkennung ernten möchte, der viele

00:32:29: Erfolge, sichtbare Erfolge feiern möchte, dann ist das vielleicht nicht die richtige Rolle,

00:32:35: diese Führungsrolle. Dann muss er auf dem Spielfeld bleiben, da kriegt man das. Also Fachkarriere

00:32:41: und viele Stunden am Patienten und Führung... Ja... Führung ist eher was zurückgezogenes,

00:32:47: selber zurücktreten, sich nicht so wichtig nehmen, die anderen wichtig machen. Jetzt, wo wir gerade

00:32:54: wirklich bei diesem Jahr doch auch sehr berührenden Thema sind, das ist ein bisschen was von Demut

00:32:58: auch. Jetzt doch noch mal eine persönliche Frage. Was ist dein persönlicher Antriebsmotor? Was ist

00:33:03: das? Warum hast du diesen Weg so gemacht? Weil geklappt hat es ja vorher auch alles.

00:33:08: Ja, warum dieses Wachstum? Was ist dein innerer Antrieb?

00:33:13: Es geht immer um den Menschen. Wir hatten die Möglichkeit, einen relevanten Beitrag und

00:33:19: notwendigen Beitrag für die Zahlen und sich Versorgung in der Region zu leisten. Es war

00:33:23: überhaupt nicht klar, wie das sonst gehen wird. Und wir konnten das. Also da muss ich mich schon

00:33:29: eher rechtfertigen, wenn ich sage, ich mache das nicht. Und dieses Unternehmen so dann zu gestalten

00:33:34: und aufzubauen hat eben was damit zu tun. Ich möchte einen tollen Ort für die Mitarbeitenden

00:33:39: und Menschen entwickeln. Wenn ich die Möglichkeit habe, Impulse zu setzen oder Türen aufzumachen

00:33:46: für Leute, dass sie selber wachsen können, dann ist das was, was mich total erfüllt.

00:33:51: Ja, das war doch ein wunderbarer Abschlusssatz. Lieber Frank, ganz herzlichen Dank für

00:33:56: deine interessanten Ausführungen für die vielen tiefen Einblicke. Dank an dich und ja,

00:34:02: liebe Hörerinnen, Hörer, ich hoffe, ihr konntet für euch interessante Impulse mitnehmen

00:34:07: und Teil dieser spannenden Unternehmerreise sein für die Zeit des Podcasts.

00:34:12: Vielen Dank, Frank.

00:34:13: Sehr, sehr gerne. Bis bald.

00:34:14: Tschüss.

00:34:15: [Musik]

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